14. April 2011
Warendorf - Weniger Bedeckungen, weniger eingetragene Zuchtstuten und weniger registrierte Fohlen – die Auswertung der Zahlen 2010 des Bereiches Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) macht deutlich, dass wie bereits im Vorjahr wieder ein Rückgang zu verzeichnen ist.
Die 25 Zuchtverbände, die unter dem Dach der FN organisiert sind, geben in jedem Jahr ihre Bestandszahlen an.
Die Anzahl an Bedeckungen, eingetragenen Stuten und Hengste sowie registrierte Fohlen der verschiedenen Reitpferde-, Pony- und Kaltblutrassen, das alles wird genau registriert.
Fast 14% weniger Bedeckungen
Die Anzahl der Bedeckungen ist bei den Reitpferden, aber auch bei den Ponys, Kleinpferden und Kaltblütern zurückgegangen. „Im Jahr zuvor hatten wir bereits einen Rückgang und es zeigt sich jetzt, dass sich die Entwicklung erwartungsgemäß fortsetzt, vor allem der Rückgang bei den Bedeckungen der Reitpferde ist dramatisch“, sagt Theodor Leuchten, Vorsitzender des FN-Bereichs Zucht.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 41.487 Reitpferdestuten bedeckt, das sind 13,94 Prozent weniger als in 2009 (48.206 Stuten).
Und auch im Vorjahr war bereits ein Rückgang von 8,75 Prozent vermerkt worden. Zuletzt war vor elf Jahren die Zahl der Bedeckungen so niedrig. „Diese Entwicklung kann nicht nur mit den Auswirkungen der Finanzkrise erklärt werden, sondern die Gründe sind vielschichtiger. Unter anderem geburtenschwache Jahrgänge und viele andere Freizeitmöglichkeiten wirken sich nicht nur auf den Rückgang der Zahlen in der organisierten Reiterei aus, sondern auch auf den Reitsport allgemein. Die Züchter reagieren damit auf die fehlende Nachfrage nach Pferden. Dieser Trend wird sich auch weiter fortsetzen“, erklärt Leuchten. „Trotzdem ist festzustellen, dass gut ausgebildete Pferde mit viel Qualität nach wie vor eher Mangelware und sehr gut zu verkaufen sind. Die Züchter sind jetzt aufgerufen durch geeignete Selektionsmaßnahmen an der Stutenbasis noch mehr auf Qualität zu achten.“
83 Prozent Besamung mit Frischsperma
Die Besamung mit Frischsperma hat sich in der Reitpferdezucht mit 83 Prozent fest etabliert. Nur noch neun Prozent der Stuten wurden in 2010 im Natursprung gedeckt, 2009 waren es noch fast 15 Prozent. Zwei Prozent wurden durch Tiefgefriersperma und knapp ein Prozent (genau 346 Stuten) durch Embryotransfer tragend.
Erstmals weniger als 70.000 Stuten
Hielten sich die Zahlen der eingetragenen Reitpferdestuten in den vergangenen zehn Jahren gleichbleibend zwischen 70.766 (2005) und 76.444 (2000), so wurde 2010 erstmals die 70.000-Grenze unterschritten. Waren es 2009 noch 71.604 eingetragene Reitpferdestuten bei den Zuchtverbänden, 2010 sind es nur 68.265. In 2010 hat es mit 32.158 Fohlen im Vergleich zu 2009 mit 35.759 auch weniger registrierte Fohlen gegeben.
Bei den eingetragenen Reitpferdehengsten zeigt sich dagegen eine Veränderung von lediglich 1,10 Prozent im Vergleich zu 2009. Die Anzahl fiel von 3.991 auf 3.947. „Dieser moderate Rückgang ist auch nicht verwunderlich, weil die eingetragenen Hengste teilweise in mehreren Zuchtverbänden registriert sind“, weist Leuchten auf mögliche Doppelzählungen hin.
Auch Ponyzucht rückläufig
Bei den Ponys und Kleinpferden sind ebenfalls Rückgänge zu verzeichnen. Die Bedeckungen sind ähnlich wie auch schon im Vorjahr um 10,23 Prozent zurückgegangen, von 13.672 auf 12.274 Bedeckungen. Bei der Rasse Deutsches Reitpony gibt es einen Rückgang um fast 16 Prozent (3.035 Bedeckungen in 2009, 2.562 Bedeckungen in 2010). Gesunken sind die Zahlen auch bei den eingetragenen Zuchtstuten der Pony- und Kleinpferderassen um 4,33 Prozent von 26.586 auf 25.434. Aufgeschlüsselt nach Rassen hatten die Haflinger bereits im Vorjahr ihre Top-Position der vergangenen Jahre verloren und platzieren auch jetzt wieder mit 13,98 Prozent an dritter Stelle aller eingetragenen Stuten im Pony- und Kleinpferde-Bereich. Eine Erklärung ist hier, dass sich die Rasse Haflinger aufgrund der Vorgaben des Ursprungszuchtbuches aufgeteilt hat in Haflinger und Edelbluthaflinger. Die Edelbluthaflinger belegen mit 8,8 Prozent den fünften Platz. Die meisten eingetragenen Stuten gehören zur Rasse Deutsches Reitpony (22,8 Prozent). Aber auch hier reduzierte sich mit 5.823 Stuten im Vergleich zu 2009 mit 5.988 die Anzahl der eingetragenen Stuten. Platz zwei geht an die Islandpferde mit 20,2 Prozent und Platz vier an die Shetland Ponys mit 10,7 Prozent.
Die Bedeckungen bei der Rassegruppe Schweres Warmblut sind um 14,5 Prozent zurückgegangen, ebenso wie bei der Rassegruppe Kaltblut, zu der unter anderem das Süddeutsche Kaltblut, das Schwarzwälder Kaltblut oder das Schleswiger Kaltblut gehören. Im Bereich „Weitere Großpferde“ ist die Zahl der eingetragenen Stuten von 3.811 auf 3.350 Stuten gesunken.
Insgesamt kümmern sich die Zuchtverbände, deren Arbeit bei der FN koordiniert wird, mittlerweile um mehr als 130 verschiedene Rassen.
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