18. November 2010
Schlieckau - Ab 2011 tritt die neue Hengstleistungsprüfung (HLP) in Kraft.
Die neuen Abläufe der Trainingsbewertung sind jetzt in einer Pilotprüfung schon einmal nachgestellt und auf ihre Praxistauglichkeit überprüft worden – und haben sich bewährt.
Diese Pilotprüfung war in die 70 Tage dauernde Hengstleistungsprüfung auf der Station in Schlieckau eingebunden.
In der neuen HLP werden viele bewährte Elemente des bestehenden Systems unverändert übernommen. Das System aus einer 70 Tage dauernden Stationsprüfung und der Alternative eines 30-Tage-Veranlagungstests in Kombination mit Turniersportplatzierungen bleibt erhalten. Als grundlegende Veränderungen wird jedoch eine Mindestanmeldezahl von 25 Hengsten sowie die Anmeldungen innerhalb einer bestimmten Frist eingeführt. Die Hengsthalter müssen ihr Pferd – ähnlich wie im Turniersport – über das Internet unter www.hengstleistungspruefung.de bei einer Prüfungsstation ihrer Wahl anmelden. Kommen bei einer Prüfung keine 25 Kandidaten zusammen, werden die Hengsthalter per E-Mail benachrichtigt, dass sie ihren Hengst in einer anderen Prüfung anmelden müssen. Maximal 40 Hengste können dann an einer Prüfung teilnehmen.
Auch für den Ablauf der Prüfungen ergeben sich einige Änderungen, um die es jetzt in Schlieckau ging. Während des Trainings der Hengste besuchten Dieter Stut (Bad Segeberg) und Ludwig Hecke (Rosdorf) in der Funktion als zukünftiger Trainingsrichter dreimal die Station und machten sich ein Bild von den Hengsten. Gemeinsam mit Trainingsleiter Helmar Bescht (Schlieckau) vergaben sie Trainingsnoten unter anderem in den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp und für die Rittigkeit, den Charakter, das Temperament, die Leistungsbereitschaft und die Konstitution. Dabei diskutierten sie eifrig mit dem Trainingsleiter über die Entwicklung eines Hengstes und einigten sich am Ende auf eine Note für jedes Merkmal im Rahmen des Trainings.
Im bestehenden System vergibt der Trainingsleiter diese Noten immer alleine. Durch die Unterstützung durch die zwei zusätzlichen Sachverständigen ergibt sich nun eine Entlastung für den Trainingsleiter. „Der Trainingsleiter hatte natürlich auch immer eine große Verantwortung gegenüber dem Beschicker und jetzt bekommt er Unterstützung bei der objektiven Notenfindung“, erklärte Trainingsrichter Hecke. Neben den Grundgangarten stand auch die Bewertung der Springanlage auf dem Prüfstand. Die Hengste wurden im Parcours vorgestellt und Stut, Hecke und Bescht vergaben wieder ihre Noten. Bereits in der vorangegangenen Trainingskontrolle waren das Freispringen und das Springen und Galoppieren im Gelände von ihnen benotet worden.
Eingeladen waren Vertreter aller anderen Prüfungsstationen, um sich von den neuen Abläufen ein Bild zu machen und möglicherweise noch Verbesserungsvorschläge oder eigene Erfahrungen einzubringen. „Wir haben viele neue Erkenntnisse gewonnen, wir haben beim Parcours-Springen beispielsweise keine Fangständer an den Hindernissen“, erklärte Dr. Thomas Raue (Ostfildern), der für die Prüfungsstation Marbach vor Ort war. Das war einer von verschiedenen Hinweisen, die später diskutiert wurden, ob sie in die neuen HLP-Richtlinien aufgenommen werden müssen, um die Prüfung so weit wie möglich zu vereinheitlichen. „Wir haben noch einiges entdeckt, das noch geklärt werden muss, aber insgesamt hat die Pilotprüfung sehr gut geklappt“, sagte Ludwig Hecke. Eine wichtige Änderung ab 2011 ist auch die Ergebnisermittlung. Nicht mehr das Index-System, das sehr abhängig von der Zusammenstellung der Gruppe war, sondern die Auswertungsmethode der Zuchtwertschätzung wird zum Einsatz kommen und zusammen mit der Eigenleistung am Ende zu einem umfangreichen Ergebnis führen.
Die Zuteilung der Sachverständigen, also der Trainingsrichter, Prüfungsrichter und Fremdreiter, erfolgt aus einem Pool zentral über die FN. „In diesem Sachverständigen-Pool sind rund 100 Personen, die deutschlandweit zum Einsatz kommen werden. „Wir wollen bei den Hengstleistungsprüfungen wieder gute und glaubhafte Ergebnisse hinbekommen und dabei müssen wir die Züchterschaft mitnehmen. Die Züchter sollen wieder hier hinschauen, wo es um neutrale Ergebnisse geht und nicht nur zu den Vorführungen gehen, wo es möglichst spektakulär zugeht“, erklärte Dr. Thomas Nissen (Kiel), Zuchtleiter des Holsteiner Zuchtverbandes und Mitglied der Arbeitsgruppe Hengstleistungsprüfung das Ziel. „Wir wollen eine objektive Bewertung nach der Körung – eine Art Stiftung Warentest“, ergänzte Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des Bereichs Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).
Weitere Informationen zur Neukonzeption der Hengstleistungsprüfung gibt es im Internet unter www.hengstleistungspruefung.de. Auf dieser Seite können die Hengsthalter demnächst auch ihre Hengste zur Prüfung anmelden.
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