29. September 2010
Kentucky/USA (fn-press). Das deutsche Dressurteam hat bei den Weltreiterspielen im US-amerikanischen Kentucky nach den Distanzreitern die zweite Medaille für Deutschland gewonnen.
Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino, Christoph Koschel (Hagen a.T.W.) mit Donnperignon, Matthias-Alexander Rath (Kronberg) mit Sterntaler-Unicef und Isabell Werth (Rheinberg) mit Warum nicht FRH sicherten sich die Bronzemedaille (220,595 Prozent) im Teamwettbewerb. Erwartungsgemäß ging die Goldmedaille an die Niederlande (229,745), gefolgt von Großbritannien (224,767) auf dem Silberang.
Spannend bis zum Schluss war die Entscheidung um die Medaillen in der Dressur. Bis zum letzten Starter, dem US-Amerikaner Steffen Peters, musste die deutsche Mannschaft um Edelmetall zittern. Um so größer war die Freude nach dem Gewinn der Bronzemedaille. „Natürlich hatten wir uns vorgenommen, die Engländer hinter uns zu lassen, aber nach dem Verlauf des Wettkampfes, bin ich überglücklich. Wenn Steffen Peters noch ein paar Prozentpunkte mehr gehabt hätte, wäre es mit der Medaille sehr eng geworden“, sagte M atthias-Alexander Rath . „Ich glaube, dass wir alle deutlich mehr Potenzial haben und Silber durchaus im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen. Ich freue mich trotzdem über Bronze und eine Medaille zu haben, ist besser als Vierter zu werden“, so Isabell Werth. Das Gefühl bei einer WM auf dem dritten Platz zu stehen, war für die deutsche Mannschaft allerdings neu, denn erstmals seit 1970 gab es bei einer WM kein Gold.
Adelinde Cornelissen abgeläutet
Nach dem dritten deutschen Reiter, Matthias-Alexander Rath, hatte das deutsche Dressur-Quartett sogar kurze Zeit die Führung in der Zwischenwertung übernommen. Dies lag vor allem daran, dass die niederländische Reiterin Adelinde Cornelissen disqualifiziert wurde. Bei ihrem Pferd Parzival war Blut am Maul während der Prüfung festgestellt worden, so dass sie der Chefrichter Stephen Clarke von der weiteren Prüfung ausschloss. „Es gab keine andere Wahl, auch wenn es mir sehr leid getan hat. Ich habe das Blut am Maul gesehen und musste reagieren“, erklärte der Chefrichter die Entscheidung. Der niederländische Trainer Sjef Janssen führte das Blut am Pferdemaul darauf zurück, dass sich Parzival während der Prüfung auf die Zunge gebissen habe.
Annabel Balkenhol mit schwacher Leistung
Der Wettkampf der Deutschen begann verhalten. Startreiterin und WM-Debütantin Anabel Balkenhol (Rosendahl) und ihr zehnjähriger Hannoveraner-Wallach Dablino erhielten 67,702 Prozent und reihten sich am Ende auf Platz 30 im Grand Prix ein. Vor allem Schwächen im Schritt kosteten das Paar viele Punkte. „Dablino ist noch nicht ganz so routiniert wie andere Pferde. Er kam mit der Atmosphäre nicht so gut zurecht“, lautete das erste Fazit von Anabel Balkenhol nach der Prüfung. „Mein Pferd war sehr angespannt und glich einem Feuerstuhl, so dass ich ihn irgendwie durch die Prüfung steuern musste.“ Mit Platz 30 löste Balkenhol ganz knapp das Ticket für die Teilnahme am Special.
Deutlich besser lief es dann bei Christoph Koschel, dem zweiten WM-Debütanten im deutschen Team. Der 36-Jährige und sein elfjähriges Finnisches Warmblut Donnperignon brachten Deutschland mit 72,638 Prozent auf Medaillenkurs. „Das war ein ganz starker Auftritt von Christoph“, sagte Bundestrainer Holger Schmezer (Verden). „Natürlich war der Druck vorhanden, es ist ja schließlich eine Weltmeisterschaft. Als ich unmittelbar vor der Prüfung um das Viereck herumgeritten bin, habe ich gemerkt, dass Donnperignon unheimlich motiviert war. Das gab mir Sicherheit“, so Koschel. Lediglich bei der ersten Piaffe leistete sich das Paar einen Fehler, der ein paar Punkte kostete. Im 65-köpfigen Starterfeld belegte er den achten Platz.
Matthias-Alexander Rath steuerte das Team dann weiter Richtung Medaillenränge. Mit seinem 15-jährigen Oldenburger-Wallach Sterntaler-Unicef liefert er eine überzeugende Vorstellung ab, erhielt 72,553 Prozent und Platz neun in der Einzelwertung. „Mal abgesehen von dieser dämlichen letzten Lektion, die Piaffe, war Sterntaler unheimlich schön zu reiten. Mein Pferd hat sich bereits in der letzten Woche im Training toll präsentiert, so dass ich mit einem guten Gefühl in die Prüfung gegangen bin“, zog Rath ein positives Fazit nach seinem Start.
Isabell Werth sicherte Medaille
Isabell Werth überzeugte mit Warum nicht FRH mit einer starken Leistung. Die Schlussreiterin der deutschen Mannschaft reihte sich mit 75,404 Prozent auf Platz vier im Grand Prix ein. „Das Viereck ist nicht ganz einfach und Hannes neigt ja schon mal dazu, ein bisschen zu gucken. Heute war er aber sehr konzentriert,“ so Werth. „Allerdings haben uns auch ein paar Kleinigkeiten erlaubt, die mich ärgern. So fehlte bei den Zick-Zack-Traversalen die Feinabstimmung.“
Danach begann für Deutschland das große Zittern. Die gebürtige Deutsche und für England startende Britin Laura Bechtolsheimer und ihr Fuchswallach Mistral Hojris sorgten mit ihrer Vorstellung bei den Richtern und Zuschauern für Begeisterung. Der Lohn: 82,511 Prozent und Platz zwei hinter Edward Gal mit seinem Ausnahmehengst Moorlands Totilas (84,043). „Das waren nicht nur meine höchste Wertung, sondern auch der beste Ritt meines Lebens“, schwärmte die Britin, die damit auf Platz zwei kam. „Die Leistung muss man neidlos anerkennen. Das war großartig“, lobte der deutsche Bundestrainer.
Viel Zeit zum Feiern bleibt den deutschen Dressurreitern nicht, denn bereits am Mittwoch steht die nächste Entscheidung im Grand Prix Special an. Anabel Balkenhol startet auf Position fünf um 10.44 Uhr (Ortszeit), Christoph Koschel folgt als 22ter um 15.34 Uhr. Matthias-Alexander Rath muss direkt im Anschluss um 15.44 Uhr aufs Viereck. Isabell Werth folgt als 27te Starterin um 16.34 Uhr.
Quellet: FN-Press
< Zurück | Weiter > |
---|