01. September 2010
Leipzig (fn-press). In Leipzig trafen sich mehr als 1.300 Wissenschaftler aus 61 Nationen zum 9. Weltgenetikkongress .
Die Deutsche Pferdezucht war dort mit einem Stand vertreten, um das deutsche Zuchtprogramm und die Organisationen in der Pferdezucht vorzustellen.
Insgesamt gab es elf Vorträge zum Thema Pferd in den Bereichen Zucht, Reproduktion und Verhalten. Aus Deutschland referierten Dr. Uta König von Borstel und Florian Sitzenstock von der Georg-August Universität Göttingen sowie Henrik von der Ahe von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Dr. Uta König von Borstel gab einen Überblick über die Geschichte der Pferd-Mensch-Beziehung und demonstrierte wie diese Beziehung direkten und indirekten Einfluss auf verschiedene Verhaltensweisen und auch Leistungsmerkmale des Pferdes nehmen kann. Anhand einer Zuchtplanungssimulation zeigte Florian Sitzenstock das mögliche Potential der genomischen Selektion für das funktionale Merkmal „Osteochondrosis dissecans (OCD)“ in der Reitpferdezucht. Durch diese Berechnungen ließe sich möglicherweise eine Steigerung des naturalen und monetären Zuchtfortschritts erreichen, wie zuvor in anderen Veröffentlichungen im Bereich von Milchrinderzuchtprogrammen gezeigt werden konnte.
Erfolgreicher Embryotransfer
Henrik von der Ahe ging in seinem Vortrag auf die Auswirkung der einflussnehmenden Effekte erfolgreicher Embryonengewinnung ein. Vor allem das Alter der Stute, die Jahreszeit sowie die Vorbereitung der Stuten auf den Embryotransfer würden eine wichtige Rolle für den Erfolg der Embryogewinnung spielen, so dass hier im Management der Stute angesetzt werden sollte, um die Anzahl der gewonnen Embryos optimieren zu können.
Auch die ausländischen Vorträge zum Thema Pferd zeigten vielversprechende Forschungsergebnisse. So stellte Simon Teyssèdre aus Frankreich erste Ergebnisse zur Identifikation von Genabschnitten, die in Zusammenhang mit Osteochondrosis (OC) stehen, vor. Anhand seiner Untersuchungen an französischen Trabern konnte gezeigt werden, dass unterschiedliche Genregionen an der Entstehung von OC in Sprung- oder Fesselgelenk beteiligt sind.
Stutenselektion aufgrund Sport-Erfolge
Interessant gestaltete sich ebenfalls der Vortrag von Bart Ducro aus den Niederlanden, der einen Einblick in die Möglichkeiten der Vorselektion beim Niederländischen Warmblut (KWPN) gab. Er zeigte, dass der Sport-Status der ins Stutbuch eingetragenen Stuten, die selbst an Dressurturnieren teilgenommen haben, eine hohe genetische Korrelation von 0,89 mit der Dressur-Leistung ausweist, so dass eine Vorselektion mit dem Merkmal „Sport-Status“ eine wichtige Rolle in der Zucht spielen könne.
„Während des Weltgenetikkongresses wurde deutlich, wie wichtig die Tierproduktion und -züchtung in der globalen Welt ist. Sowohl in der Rinder-, Schweine- als auch in der Pferdezucht wurde intensiv über die Zukunft der genomischen Selektion diskutiert. Mit diesen molekularbiologischen Verfahren sehen die Wissenschaftler eine große Chance für den Fortschritt in der Tierzucht – sie sprechen von einem Quatensprung in der Züchtung“, berichtet Dr. Teresa Dohms , stellvertretende Geschäftsführerin des Bereiches Zucht der FN. „Inwieweit diese Methoden für die Pferdezucht praxisreif werden können, kann allerdings zur Zeit noch nicht vorhergesehen werden“, ergänzte sie.
Seit 1974 wird der „World Congress on Genetics Applied to Livestock Production“ im Vierjahresturnus abgehalten. Im Jahr 2014 findet der nächste Weltgenetikkongress in Vancouver in Kanada statt.
Weitere Informationen unter www.wcgalp2010.org
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