Pilot
Hengst • Westfale 1974 - 1991 • Braun • 1,67m
Der jüngste Springpferde-Millionär seiner Zeit
Der westfälische Hengst Pilot war der jüngste Gewinnsummen-Millionär der Springvererber aller Zeiten und machte bereits in frühen Jahren auf sich aufmerksam. Sein Sohn Bugatti holte unter Wolfgang Brinkmann (Herford) 1988 die Mannschafts-Goldmedaille von Soul nach Hause, und von da ab gab es kein Halten mehr.
Jeder internationale Springreiter, der was auf sich hielt, wollte einen haben - einen Piloten. Sprich einen Nachkommen dieses sowohl charakterlich als auch äußerlich so auffallenden Westfalens mit dem hervorragenden Pedigree-Mix aus Westfalen, Hannoveraner, Trakehner, Araber- und Vollblut.
Heute gehört Pilot neben Polydor zu dem westfälischen Stempelhengst, der die Springpferdezucht maßgeblich beeinflußte.
Pilots exquisite Abstammung
Pilatus | Perseus | Pluchino xx | Niccolo dell'Arca | |
Flush xx | ||||
St.Pr.St. Adria | Ramzes x | |||
Admiralität | ||||
St.Pr.St. Duela | Duellant | Dolmann | ||
Forstweihe | ||||
St.Pr.St. Formehre | Folgsam | |||
Kabanus | ||||
Gratia | Graphit | Grande | Graph | |
St.Pr.St.Duellfest | ||||
St.Pr.St. Frutana | Frustra II | |||
St.Pr.St. Arabia | ||||
Kornelia | Keith | Pythagoras | ||
Ketzerin | ||||
St.Pr.St. Firnwolke | Firnis | |||
Frankenklippe |
Pilot verfügt über ein hervorragendes Pedigree mit zahlreichen Leistungsträgern und -trägerinnen verschiedenster Warm- und Vollblutzuchten.
Pilots Vater ist PILATUS , der zu Recht als Bewahrer der Hurry on xx-Linie gilt. Als Privathengst im westfälischen Hauptzuchtgebiet stationiert, hatte er sich einen hervorragenden Namen geschaffen.
Mit gleich drei hervorragenden Söhnen Pilot , Polydor und Roemer , der in den Niederlanden wirkte, gründete er eine große, verzweigte Hengstlinie.
Pilatus stammt von dem ebenfalls privat wirkendem Schimmel PERSEUS aus einer Duellant-Tochter. Perseus Mutterlinie geht über die Staatsprämienstute ADRIA auf bewährtes Vornholzer Blut zurück; ihr Vater ist kein anderer als der großartige RAMZES X , der sowohl in Westfalen als auch Holstein erfolgreich wirkte. Ihre Mutter ADMIRALITÄT geht auf den Trakehner OXYD zurück. In der weiteren Vaterlinie geht Perseus auf den Vollblüter Pluchino xx zurück, der wiederum von dem berühmten Rennpferd und zweimaligen Nachkommens-Champion Italiens, Niccolo dell'Arca xx stammt. Der von dem berühmten Rennpferdezüchter Tesio in Italien gezogene Niccolo dell'Arca xx ist ein Halbbruder des großen Galoppers und Vererbers Nearco xx (von Pharos xx).
Pilots Mutter GRATIA , die als auffällige Erscheinung und Persönlichkeit beschrieben wurde, stammte von GRAPHIT , der die Goldfisch II-Linie (aus der auch Gotthard stammte) erfolgreich über seine Söhne, insbesondere den oldenburger Spitzenspringvererber Grannus weiterführte.
Graphit gab seinen Nachkommen meist überdurchschnittliche Springveranlagung mit, er selbst imponierte gerne und zeigte dies deutlich in den vielen Jahren als Aktionstraber auf der Celler Hengstparade.
Er stammt von dem großen GRANDE , als dessen bester Sohn er angesehen werden muss.
GRANDE brachte auf der hannoverschen Station Landesbrück inbesondere in Anpaarung mit Duellant-Töchtern (auch Grande-Mutter Duellfest stammte von Duellant) viele hervorragende Springpferde mit großem Vermögen und viel Herz und Kämpfernatur. Viele Nachkommen gingen im internationalem Sport, sowohl im Springen als auch in der Dressur, und gleich drei Grande-Nachkommen nahmen 1976 an den Olympischen Spielen in Montreal teil.
Da Pilot auch väterlicherseits über die Staatsprämienstute DUELA über DUELLANT -Blut verfügt, ist er auf Duellant ingezogen (3x5), dessen Leistungsblut sich in vielen Springpferden wiederfinden läßt. Duellant wird immer als leicht nerviger Hengst mit lebendigem Auge beschrieben, der seinen Nachkommen viele auffallende Abzeichen wie seine eigene große Blässe mitgab, aber auch den großen Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft. Genau wie sein Nachkomme Pilot, der dabei aber aufgrund seiner Trakehner- und Araber-Vorfahren insgesamt edler und leichter wirkte. Was sich phänotypisch u.a. auch an den hellen und harten Araberhufen zeigte, die Pilot gerne weitergab.
Eigenleistung
1976 Reservesieger der Körung unter dem Namen Pierino
Stationierung
- 1977 - 1989 Sande bei Paderborn, Westfalen,
- 1989-1991 Landgestüt Warendorf in der Besamung
Vererbung
Pilot war ein Stempelhengst der besonderen Klasse. Er vererbte sich durchschlagend auf der westfälischen Stutenbasis seiner Heimatstation in Sande bei Paderborn. Er traf dort auf viele Adlerorden-, Weinberg- und Direx-Stuten, mit denen er sich quasi im Passereffekt vererbte. Aber eigentlich konnten alle "Piloten" überdurchschnittlich springen, es gab unter den Züchtern den Witz, dass man ihm auch eine Eselin hätte zuführen können, auch die Nachkommen wären "Hauser gesprungen".
Am Anfang war Pilot bei den Züchtern der Station Sande (bei Paderborn) gar nicht beliebt gewesen, da er nicht nur sein kraftvolles, durchaus eigensinniges, etwas nerviges Temperament vererbte, sondern auch seine Abzeichen - vier weiße Stiefel, dazu noch eine auffällige Blässe.
Dabei war äußerlich rein gar nichts an Pilot auszusetzen, im Gegenteil war er vom Exterieur her gesehen äußerst korrekt, dabei mit einem herrlichen edlen Kopf versehen und wachen, überaus aufmerksamen Augen, mit viel Weiß versehen (das wurde bei uns das "Pilot-Auge" genannt, und er vererbte es oft durchschlagend und ließ seine Nachkommen manchmal etwas nervös aussehen, was nicht immer der Fall war).
Pilot war als "bunter Hund" verschrien, und auch seine oft auffällig gezeichneten Nachkommen. Bis die ersten Nachkommen auf den Turnieren der Paderborner Umgebung auftauchten, und reihenweise Springpferdeprüfungen mit höchsten Noten für sich verbuchten. In den ersten Jahren konnten viele, die zum ersten Mal einen "Piloten" springen sahen, gar nicht glauben, das dies mit rechten Dingen zuging, da sich fast alle Piloten in jungen Jahren enorm übersprangen, bervor sie lernten, am Sprung etwas effektiver zu sein (aufgrund ihres gewaltigen Vermögens bedurfte es da schon meist 1.40m-Springen). Aber immer auffällig war der zähe Leistungswille der Piloten - sei es bei Hengsten, Wallachen oder Stuten.
Und der Run auf Pilot-Blut begann. Der internationale Durchbruch gelang nicht zuletzt dank der Mannschafts-Goldmedaille des Amateurs Wolfgang Brinkmann und seines Bugatti Pedro bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul.
Es folgten viele Springpferde, die auf internationaler Ebene für Furore sorgten und den westfälischen Brand in der ganzen Welt bekannt machten.
Sehr viele international erfolgreiche Nachkommen
Bugatti Pedro (Wolfgang Brinkmann, Mannschaftsgold Olympia Seoul 1988), PS. Priamos (Mannschafts-Weltmeister mit D. Hafemeister und L. Beerbaum, GER, Gewinnsumme mehr als 800.000 Euro), Pirol (L. McNaught Mändli, SUI), Prinzregent (Norber Koof), Pro Pilot II (Bundeschampion als Puschkin, später unter Edouard Couperie für die französische Equipe startend, Weltcupteilnehmer), Virtual Village Showtime (Nick Skelton) oder Pialotta (Rolf-G. Bengtsson, später Edwina Alexander, Australien), die bei der WM 2006 in Aachen 4. wurde in der Einzelwertung, seien hier stellvertretend für die vielen international erfolgreichen Nachkommend des Pilot genannt.
Pilot war der jüngste Gewinnsummen-Millionär, den das Jahrbuch je ausgewiesen hatte. Und damals wurden noch nicht die im Ausland startenden Nachkommen erfaßt - von denen es aber eine ganze Menge gab.
Piloten waren aber auch als schwierig angesehen. Eigentlich zu Unrecht, denn was viele Pilot-Kinder von ihrem Vater geerbt hatten, war ein starker Charakter, den man nicht mit Gewalt zu etwas zwingen konnte, sondern den man zur Mitarbeit motivieren konnte und fair als Partner behandeln musste. Piloten waren daher nichts für Anfänger, sondern für eher was für Profihände, die ein mitdenkendes Pferd mit Charakter und Ecken zu schätzen wußten, und in einem Pilot-Nachkommen einen echten Sportpartner hatten mit viel Mut, Härte und außerordentlichem Springvermögen.
Pilot hinterließ zahlreiche gekörte Söhne in ganz Europa wie Peter Pan (ZWS Spr 147), Perpignon (UWS Spr 146), Pablo, Phantom, Pro Pilot I , Pavarotti van de Helle (BEL), E-Pilot (NL) u.v.m., von denen sich bis heute aber keiner so recht durchsetzen konnte.
Auch als Stutenvater brachte Pilot viele prämierte Stuten und seine Töchter machen immer wieder als Mütter internationaler Sportpferde von sich reden. Die international erfolgreichen Lorenzo 208 (Christian Ahlmann), Warren (Lutz Gripshöver), Qualisca (Robert Whitaker), Grandilot (Otto Becker), Dinard L (Kai Ligges) z.B. haben alle eine Pilot-Mutter.
Pilot hat heute noch einen ZWS Springen von 143, womit er zu den Top 5% der deutschen Hengste gehört. Seine Nachkommen haben bereits mehr als 3,9 Mio Euro gewonnen und machen immer noch von sich reden, auch wenn die aktiven Sportstars mittlerweile weniger werden.
Quellen: u.a.
- M. Stoffregen-Büller, F.-J. Neuhaus und weitere, Westfalen - Die Jahrhundertpferde, Landwirtschaftsverlag Münster 2004
- Karin Symanczyk, Das westfälische Pferd, 1987
- Werner Schockemöhle, Die großen Hengste Hannovers, L.B. Ahnert Verlag
- FN-Verlag Jahrbuch Zucht und Sport, verschiedene Jahrgänge
- eigene Recherchen und Erlebnisse der Familienzucht Österdiekhoff (5 km von der Pilot-Station Sande entfernt)
Infobox
Pilot | |
Rasse: | Westfalen |
Geschlecht: | Hengst |
geb. - gest. | 1974 - 1991 |
Geburtsland: | D |
Farbe: | Braun |
Vater: | Pilatus |
Mutter: | Gratia |
Mutter von: | Graphit x Keith |
Stamm: | Hann-672 |
Züchter: | Christa Geldbach, Marl |
Besitzer: | NRW Landgestüt |
Anzahl NK Turniersport: | 779 |
Anzahl NK S-Springen: | 224 |
NK-Gewinnsumme: |
€
3.906.142 |
erfolgreiche Nachkommen | |
Bugatti Pedro (Wolfgang Brinkmann, GER), P.S. Priamos (D. Hafemeister, L. Beerbaum, GER), Pro Pilot II (E. Couperie, FRA), Poker (Otto Becker, ER), Phantom (Heiner Rohmann, GER), Pialotta (R.-G. Bengtsson, E. Alexander) | |
gekörte Söhne: 82 | |
u.a. Perpignon, Prominenz, Phantom, Pablo, Pro Pilot I (NL), E-Pilot (NL), Pit I. Pit II, Piano I und II, Iroko (NL), Pavarotti v.d. Helle (BEL) |